Licht und Scharten
Thomas Hans und Siglinde Berndt
Skulpturen und Bilder
vom 09. bis 25. Mai 2025

Wer das Ausstellungsplakat sieht, reibt sich verwundert die Augen. „Licht und Scharten“ lautet der Titel. Müsste es nicht „Licht und Schatten“ heißen? Doch es handelt sich nicht um einen Druckfehler, sondern um Absicht, aber trotzdem um einen Anklang an Licht und Schatten.
Die Vorsitzende des Neubeurer Künstlerkreises, Siglinde Berndt, hat den freischaffenden Künstler und gebürtigen Ameranger, Thomas Hans, als Gast zu ihrer Ausstellung eingeladen.
Nach seiner Ausbildung als Holzbildhauer hat sich Thomas Hans nach circa acht Jahren von der Holzbildhauerei verabschiedet und sich Metallarbeiten zugewandt. Damit schloss sich für ihn wieder ein Kreis zu seinem ursprünglichen Ausbildungsberuf als Kfz-Mechaniker. Seine Figuren sind aus kleinen Metallstücken zusammengesetzt und zusammengeschweißt.
Die Laudatorin, Ulrike Gierlinger, berichtete von einem Gespräch mit Thomas Hans, dass Schiffswracks etwas sind, was ihn von klein auf begeistert und fasziniert hat. Wenn man an die Oberflächen von Schiffswracks denkt, sind die eben auch aus Metall zusammengesetzt, verrotten im Wasser langsam und sehen genauso aus wie Plastiken aus griechischer Zeit.
Ein bisschen davon steckt auch in den Plastiken, die er präsentiert. Ein Mann mit nacktem Oberkörper, hängenden Schultern, leicht zur Seite gedrehtem Kopf, mit einem Blick, der sich vom Betrachter abwendet, und heruntergezogenen Mundwinkeln. „Smile“ (Stahlblech, geschweißt, oxidiert) nennt der Künstler diese Figur und man spürt die Aufforderung, die in dem Titel steckt. Bei der Figur „Second Life“ (Stahlblech, geschweißt) muss man ganz genau hinschauen, wo wohl das zweite Leben liegen könnte. Eine weibliche Figur, deren Augen durch eine Binde verdeckt sind, die bereit zum Aufbruch ist, um etwas Neues zu sehen und damit vielleicht auch ein neues Leben zu beginnen.
Daneben steht eine Skulptur, die „Free“ (Stahlblech, geschweißt) heißt und so brüchig und aufgelöst ist, als wäre sie aus dem Meer gefischt worden. Sie ist löcherig, besteht nur noch aus ganz dünnem Metall und hat aber einen ganz anderen Ausdruck. Der Blick wendet sich nach oben, ebenso wie ein Arm. Es geht sozusagen in den Himmel hinaus und das bedeutet natürlich auch das Freisein von einer äußeren Hülle und von äußeren Zwängen.
Aber hin und wieder kehrt Hans als Ausgleich wieder zu seinen Holzarbeiten zurück. Gerahmte Holzarbeiten, die er aus verschiedenen Hölzern zusammensetzt, die er abflammt, die er bemalt und das wieder in unterschiedlichsten Abläufen, also nicht immer gleich hintereinander. Die Oberfläche wird dann „geschartet“, wie es der Ausstellungstitel verrät. Die Themen seiner Holzarbeiten sind Naturthemen. Bei der Holzarbeit „Feld“ (Fichte, Kettensäge, coloriert) sieht es aus, als würde jemand im Feld liegen, der die Ähren beiseite biegt und in den Nachthimmel schaut.
„Wald“ (Fichte, Kettensäge, coloriert) besteht aus einer wunderbaren, gemaserten Oberfläche und hinter den angedeuteten Zweigen ist die geschartete Fläche rot gefasst. Besonders interessant von der Verarbeitung her ist der „Gebirgsbach“ (Fichte, geleimt, coloriert) in einer Ansicht von oben.
Es ist wirklich hartes Gebirge an den Rändern. Da ist alles versteinert, alles grau und kantig. Der Gebirgsbach selber aber changiert, denn dort hat er quadratische Stirnhölzer eingesetzt, die durch ihre Maserung die Vorstellung von Wellen erzeugen, die Vorstellung von Steinen, die im Gebirgsbach liegen, die durch die Holzoberfläche Bewegung hineinbringen.
Die Metallfigur „Rabe“ (Stahlblech, geschweißt) ist verbunden mit der „Vision“ (Pigment, Acryl auf Leinwand) von Siglinde Bernd. Er denkt nach, was jetzt hier so alles passiert, aber mit seinem rechten Auge schaut er hin zur „Vision“, der Taube, die über ihm ist. Und diese Taube hier ruht in sich.
Siglinde Berndt arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien, vor allem mit Papier. Sie zeichnet, sie malt, sie formt und sozusagen eines ihrer Grundprinzipien ist, dass sie Zeichnungen verwendet, die vom sogenannten Blindzeichnen kommen. Und diese Zeichnungen arbeitet sie dann wieder weiter in ihre Arbeiten ein, schneidet sie zu und verarbeitet sie wieder auf Leinwand. Es ist im Prinzip ein collagierendes Verfahren.
Zeichnungen finden sich auch auf ihren großen Objekten „legal-illegal“ (Papierobjekt). Sie schauen aus wie das, was wir aus der Kinderzeit kennen, wie Himmel und Hölle. Wenn wir Himmel und Hölle öffnen, können wir im Himmel oder in der Hölle sein, wo wir eben geboren sind.
Das Thema der Geflüchteten und Heimatlosen beschäftigt Siglinde immer wieder und zeigt sich auch symbolisch in ihren „Weltanschauungen“ (Pigment, Acryl, Schellack auf Leinwand). Die Pigmente hat sie sich von ihrer Reise nach Südafrika vor zehn Jahren mitgebracht. Auf anderen ausgestellten Bildern sind Perlhühner zu sehen, die ganz typisch für afrikanische Landschaften und faszinierend durch ihr schwarz-weißes Gefieder sind. Diese Perlhühner unterhalten sich und fragen: „Gibt’s was Neues?“ (Pigment, Acryl auf Leinwand).