Stillhalten
vom 16. Juni bis 2. Juli 2023


Regina Marmaglio
Bildhauerei
Heidi Muggli
Malerei
Heidi Muggli wurde 1941 in München geboren. Sie verbrachte ihr ganzes Leben in Bad Aibling, wo sie eine Ausbildung zur Gebrauchsgrafikerin absolvierte. Als Malerin ist sie Autodidaktin. Ihre Bilder waren im Lauf der Jahre in Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Sie selbst jedoch geht nicht auf Reisen und stellt eigentlich auch nicht gerne aus. „Ich male für mich, nicht für die Leute“, sagt sie.
Es ist wohl die fokussierte Lebensweise der Künstlerin, aus der die eigenwillig intensiven und zugleich intimen Stimmungen ihrer Bilder entstehen können. Wie die Inuit unzählige nuancierte Bezeichnungen für die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Schnees haben, so findet auch Heidi Muggli immer wieder feinste Abstufungen von Weiß und Grau, um die Dinge zu beschreiben, die sie täglich umgeben. Die Malerin verzichtet konsequent auf große malerische Gesten. Aber auch in einem klaren Rot, einem leuchtenden Gelb oder einem tiefdunklen Blau erscheint bei ihr eine Vielzahl von Nuancen und Schattierungen. Es sind nicht die arrangierten Gefäße und die geordneten Dinge, die diese Stillleben ausmachen. Es sind Stimmungen, die Anlass und Hauptmotiv für die Bilder von Heidi Muggli sind.
Weil es Bilder von einfachen Dingen sind, die jeder kennt, sprechen sie für sich und brauchen keine Erklärung. Aber nur wer nicht genau hinschaut, der könnte meinen, dass sie keine Geschichten erzählen und keine Gefühle zum Ausdruck bringen wollen. Jedes Bild von Heidi Muggli trägt ein Geheimnis in sich, das es mit uns teilt, ohne es zu verraten. Eine schönere Komplizenschaft kann es wohl kaum geben.
Text: Katja SebaldRegina Marmaglio, 1977 in Rosenheim geboren, lebt und arbeitet in Neubeuern. Sie besuchte die Berufsfachschule für Holzbildhauerei in Berchtesgaden und arbeitet seit ihrem Abschluss freiberuflich. Als Bildhauerin beschäftigt sie sich schon länger mit zwischenmenschlichen Themen und Begegnungen. Beobachtungen ihrer sozialen Umgebung und Gedanken über alltägliche Handlungen und Erlebnisse beeinflussen ihre Arbeiten. Vorwiegend fertigt sie ihre gegenständlichen Arbeiten aus Holz, es werden aber auch andere Materialien wie Metall, Farben oder Beton verwendet. Geschnitzt und mit der Motorsäge entstehen ihre Skulpturen.
Die Skulpturen in dieser Ausstellung stehen auf an der Wand befestigten Sockeln, so dass ihnen der Betrachter auf Augenhöhe begegnen kann. Es sind hölzerne, 24 Zentimeter hohe menschliche Gestalten, meistens männlich. Sie sind mit dem Eisen aus Lindenholz gearbeitet. Die Spuren des Schnitzmessers sind auf der Oberfläche zu sehen und bilden ein zusätzliches Gestaltungselement. Obwohl, oder gerade weil, die Figuren sich nur geringfügig voneinander unterscheiden, ist die Neugier auf die kleinen Verschiedenartigkeiten geweckt. Hat einer einer größere Nase, so fällt beim anderen der kleinere Mund auf. Die Haltung des Kopfes ist immer geradeaus, aber tatsächlich hat auch einer den Kopf leicht zur Seite gedreht. Der Blick der kleinen Skulpturen geht durch den Betrachter hindurch in die Ferne, nachdenklich, verträumt, nicht deutbar. Gekleidet sind sie zweckmäßig mit Hose, festen braunen Schuhen und Ringelpullover. In immer neuen Varianten laufen ungerade Linien über die Pullover, meistens bleistiftdünn, in seltenen Fällen etwas breiter. Es sieht aus, als drücke ihre Bekleidung - im Gegensatz zu den emotionslosen Gesichern - ihre Lebenseinstellung aus.
Text: Künstlerkreis Neubeuern und Ute Bößwetter