Zwiesprache
vom 14. bis 30. Juli 2023
„Zwiesprache betiteln beide ihre gemeinsame Ausstellung und Zwiesprache halten sie beide in ihrer Arbeit, sie suchen immer wieder nach neuen Wegen, ihr bildnerisches Vokabular in Beziehung zu ihren wichtigen Inhalten zu setzen, nicht an der Stelle des Erfolgreichen stehen zu bleiben, sondern zu schauen, wo kann ich mit meinen Versatzstücken weitermachen, wo treffe ich den Nerv der Zeit und wo kann ich mich mit meiner künstlerischen Arbeit zeitkritisch einbringen.“ Mit diesen Worten eröffnete Herbert Stahl, der Vorsitzende des Kunstvereins Traunstein, die Ausstellung.

Siglinde Berndt leitete von 1991 bis 1999 die Schule der Phantasie in Neubeuern, seit 1983 war sie in der Erwachsenbildung in verschiedensten Institutionen tätig und seit 2004 ist sie die ehrenamtliche Leiterin der Galerie am Markt in Neubeuern.
Sie zeichnet auf verschiedensten Papieren, sei es Rohmaterial für Wellpappe als Rollenpapier, Transparentpapier im Großformat oder kleine Zeichnungen auf dem Skizzenblock. Für die zeichnerische Ausführung verwendet sie nahezu ausschließlich einen weichen Bleistift, schneidet diese Zeichnungen dann aus und baut sie in andere Arbeiten ein, mal auf Leinwänden, mal auf dreidimensionalen Objekten. Auch als Schablonen finden sie immer wieder Einsatz. Die ursprünglichen Zeichnungen erhalten in den neuen Zusammenhängen nun eine völlig andere inhaltliche Bestimmung. In den neuen Bildzusammenstellungen erzählt Siglinde Berndt Geschichten, in denen ihre Aktmodelle zu Protagonisten werden, zu gestrandeten Flüchtlingen, zu Reisenden mit Koffern und zu Menschen, die in Zelten leben oder leben müssen. In der Kirche von Altenbeuern installierte sie im Jahr 2020 Papierboote, je eines für einen im Landkreis Rosenheim an Corona verstorbenen Menschen.
Es ist ihr aber auch ein Bedürfnis, in ihren Bildern die Vielfalt des Lebens zu zeigen, denn „es gibt außer den schrecklichen Dingen die passieren auch schöne Dinge und das soll man dankbar annehmen. Es läuft doch alles parallel“. Neben Acrylfarben verwendet sie Saharastaub, den sie eingesammelt hat und der wiederum eine Beziehung zu den Menschen aus Afrika, die zu uns kommen, herstellt.
Ein Teil seines künstlerischen Werkes ist der Schrift, den scheinbaren Schriftzeichen gewidmet, ein Teil der ausgestellten Schriftblätter zeigen seine Umsetzungen von gemeinten Schriftzeichen durch Tusche, Feder und verschiedenen Pinsel in kalligrafische Zeichen ohne „erlesbare“ Bedeutung. Und dann gibt es noch die Gruppe der flächig abstrakten Arbeiten mit verschieden farbigen Tuschen ausgeführt, mit Karton hineingedruckten Flächen. Dadurch ergeben sie einen differenzierten Hintergrund für die darauf gesetzten Linien, Striche, Punkte, Kritzeleien, eben für jene scheinbaren Schriftzeichen. Andere Flächen sind großartige gestalterische Abstraktionen.
Zwei großformatige Arbeiten bestechen durch gekonnte Abstraktionen einer Rose. Es war eine Plastikrose, die er fotografiert hat.